Sprecher
Beschreibung
Gesellschaftliche Transformationsprozesse prägen die Sozialisation der Kinder wie auch das Feld der Medien- und informatischen Bildung. Das Zusammenspiel von tiefgreifender Mediatisierung (Hepp 2020) mit Individualisierung und Globalisierung führt zu veränderten Rahmenbedingungen, Möglichkeiten und Anforderungen der pädagogischen Praxis. Die außerschulische medienpädagogische Arbeit hat eine starke Tradition (u.a. Brüggen und Bröckling 2017), bildet jedoch weitestgehend eine Leerstelle im Forschungsdiskurs. Der Vortrag rückt die außerschulische Bildungspraktikerinnen ins Zentrum und thematisiert deren pädagogische Handlungsentwürfe im Schnittfeld von Medien- und informatischer Bildung sowie die dabei gegebenen gesellschaftlichen wie organisatorischen Rahmenbedingungen.
Mit 31 Bildungspraktikerinnen wurden leitfadengestützte Interviews geführt und mittels der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2016) unter Verwendung einer Kombination aus induktivem und deduktivem Vorgehen ausgewertet. Zur weiteren Auswertung der systematisierten Daten fand eine Typenbildung (Kelle & Kluge 2010) statt, wobei mit dem Konzept des Merkmalsraums und mit einem mehrschrittigen Reduktionsverfahren eine Typologie mit sechs Typen gebildet wurde.
In dem Vortrag werden die empirischen Ergebnisse vorgestellt und diskutiert: zum einen werden die aus der Empirie herausgearbeiteten Zielbestimmungen der Bildungspraktikerinnen an die nicht-affirmative Erziehungs- und Bildungstheorie Benners (2001) rückgebunden und die möglichen pädagogischen Problemstellungen auf ihre jeweiligen Implikationen und Verkürzungen analysiert. Zum anderen wird der Blick auf die Bildungspraktikerinnen im Spannungsfeld zwischen drei Polen gerichtet: ihre eigenen Ansprüche, die an sie gerichteten Ansprüche sowie die zur Verfügung stehenden Ressourcen. Die Perspektive der Bildungspraktiker*innen auf die Rahmenbedingungen vor dem Hintergrund der pädagogischen Professionalität und den Diskursen der Medien- und informatischen Bildung wird diskutiert.
Literaturverzeichnis
Benner, Dietrich (2001): Allgemeine Pädagogik. Eine systematisch-problemgeschichtliche Einführung in die Grundstruktur pädagogischen Denkens und Handelns. 5., korrigierte Aufl. Weinheim: Juventa-Verl. (Grundlagentexte Pädagogik).
Brüggen, Niels; Bröckling, Guido (2017): Außerschulische Medienkompetenzförderung. In: Harald Gapski, Monika Oberle und Walter Staufer (Hg.): Medienkompetenz. Herausforderung für Politik, politische Bildung und Medienbildung. Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung (Schriftenreihe, Band 10111), S. 155–165.
Hepp, Andreas (2020): Deep mediatization. London, New York: Routledge (Key ideas in media and cultural studies). Online verfügbar unter https://www.taylorfrancis.com/books/9781351064903.
Kelle, Udo; Kluge, Susann (2010): Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. 2., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: VS Verlag (Qualitative Sozialforschung, 15). Online verfügbar unter http://www.socialnet.de/rezensionen/isbn.php?isbn=978-3-531-14704-8.
Kuckartz, Udo (2016): Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 3. durchgesehene Aufl. Weinheim: Beltz Juventa (Grundlagentexte Methoden).
Poster | Nein |
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