Sprecher
Beschreibung
Um chancengerechte Bildungsprozesse zu realisieren, sind digitale Lernmedien so zu gestalten, dass diese von Schüler:innen mit und ohne Beeinträchtigung nutzbar sind (UN-BRK, Art. 24). Insbesondere die Umsetzung des „European Accessibility Act“ (Barrierefreiheitsgesetz, 2046 d.B.) verpflichtet Dienstleister, wie Buchverlage, zur barrierefreien Umsetzung von Produkten (Büchern) (Barrierefreiheitsgesetz (BaFG)). In den letzten Jahren hat der Einsatz von digitalen Schulbüchern, also als Printmedien konzipierten, digitalisierten Schulbüchern mit Zusatzmaterialien, die von Bildungsmedienverlagen und Schulbuchverlagen herausgegeben werden, zugenommen. Im Vergleich zu den gedruckten Schulbüchern bieten digitale Schulbücher mit Zusatzmaterialien u. a. vielfältigere Möglichkeiten der Wissensvermittlung (bspw. erhöhtes Maß an Individualität, Multimedialität, Interaktivität und Aktualität), die sich auch vorteilhaft auf das Lernen in einer inklusiven Lerngruppe auswirken (König & Ebner, 2012; Schön et al., 2017). Allerdings müssen im Herstellungs- und Bereitstellungsprozess der digitalen Schulbücher und Zusatzmaterialien wesentliche Kriterien, wie die barrierefreie Gestaltung, berücksichtigt werden. Wenn diese Kriterien unberücksichtigt bleiben, sind die Nutzenpotentiale für Schüler:innen mit Beeinträchtigung nicht gegeben bzw. deutlich verringert (Pool Maag, 2024; Schütt, 2021).
Anknüpfend hieran liegen dem Erasmus+-Projekt DEM (Digital Education Material) (2023 – 2025) mit Partner:innen aus Luxemburg (CDV), Deutschland (Universität Hamburg, Universität Münster & Universität Vechta), Österreich (TU Graz) und Italien (FU Bozen) zwei wesentliche Zielstellungen zu Grunde: 1. die Analyse der Barrierefreiheit auf dem Markt vorhandener digitaler Schulbücher in Österreich, Deutschland, Luxemburg und Italien, um wesentliche Schlussfolgerungen für die notwendige Weiterentwicklung treffen zu können und 2. die Entwicklung von Prototypen (inkl. Guidelines).
Neben einem systematischen Literaturreview zu den Gelingens- und Misslingensbedingungen digitaler Schulbücher werden häufig eingesetzte, digitale Schulbücher mit Zusatzmaterialien der Unterrichtsfächer Geographie (Sachunterricht) und Mathematik (Klassenstufe 3/4 und 7) in Österreich, Deutschland, Italien und Luxemburg (N = 24) auf Kriterien der Barrierefreiheit und Möglichkeiten einer inklusiven Didaktik analysiert. Im interdisziplinären Team mit Vertreter:innen der Mathematik- und Geographiedidaktik, Sonder- und Medienpädagogik ist ein Kriterienkatalog mit fachdidaktischen, designspezifischen und technischen Kriterien entstanden, der für die systematische Analyse genutzt wird. Die Grobanalyse verdeutlicht, dass die oftmals lediglich als digitale Substitution realisierten Schulbücher und online verfügbaren Zusatzmaterialien grundlegende Kriterien der barrierefreien Gestaltung nicht erfüllen und damit Lernende mit Beeinträchtigung ausgeschlossen werden (z. B. fehlende Navigationsmöglichkeiten, fehlende Optionen zur Einbindung von assistiven Technologien, keine Alternativtexte für Abbildungen u.a.). Entsprechend ist die Teilhabe der Lernenden an den digitalen Schulbüchern lediglich durch bereitgestellte Adaptionen zu erreichen. Im Weiteren ist die Entwicklung von Prototypen und entsprechender Guidelines vorgesehen, um zukünftige Entwicklungen zu innovieren. Anknüpfend an die Idee des Universellen Designs ist zudem davon auszugehen, dass sich die Berücksichtigung von Kriterien einer barrierefreien Gestaltung und inklusiven Didaktik positiv auf die Lernbelange aller Schüler:innen auswirken (Lee & Shin, 2023).
Im Beitrag wird sowohl auf das Ergebnis der Analyse als auch konkrete Umsetzungsprobleme (u. a. barrierefreie Gestaltung von Aufgabentypen und -formaten im digitalen Schulbuch) näher eingegangen. Neben der Präsentation erster Ergebnisse (Kriterienkatalog und Schulbuchanalyse) ist ein Einblick in den zukünftigen Projektverlauf (Erarbeitung praxisnaher Guidelines sowie Prototypen für die Umsetzung eines digitalen, offenen und inklusiven Schulbuchs) geplant.
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