19.–20. Sept. 2024
Universität Wien
Europe/Vienna Zeitzone
Das Programm ist online - die Anmeldung ist möglich.

Kurzvortrag Ges. 6 (SE 7): Public Opinion: Eine aktualisierende-Lektüre der Lippmann-Dewey-Debatte mit dem Medienkompetenzbegriff von Baacke

Nicht eingeplant
5m
Institut für Bildungswissenschaft (Universität Wien)

Institut für Bildungswissenschaft

Universität Wien

Sensengasse 3a 1090 Wien
5/0 - Kurzvortrag mit Poster

Sprecher

Christian Swertz (Wiener Medienpädagogik)

Beschreibung

Abstract

Dieter Baacke hat mit seinem Medienkompetenzbegriff sowohl problematische gesellschaftliche Prozesse als auch die kreative Gestaltung von Medien über das bestehende System hinaus als Aspekte der Medienkompetenz genannt (Baacke 1997). Die These des Vortrags ist, dass Baacke damit im Rahmen seiner metakommunikativen Erkenntnistheorie (Baacke 1973) das Ziel verfolgt hat, Individuen gegenüber Medien zu stärken und zu einem souveränen Umgang mit Mediensystemen und der Öffentlichkeit zu ermächtigen.

Methodisch wird zur Begründung der These der Ansatzes von Walter Lippman (Lippmann 1921) mit dem Medienkompetenzbegriff von Baacke analysiert. Es wird argumentiert, dass Lippman den Niedergang der liberalen Ökonomie als problematischen gesellschaftlichen Prozess verstanden hat, dem er mit einer kreativen Gestaltung von Medien über das bestehende System hinaus so erfolgreich begegnet ist, dass die mit Lippmann für sein Konzept eingeführte Bezeichnung „Neoliberalismus“ heute noch verwendet wird (Audier und Reinhoudt 2019). In einem zweiten Schritt wird nachgewiesen, dass Lippmann eine monistische Erkenntnistheorie verwendet hat, so dass er Pädagogik den Interessen einer ontologisch gedachten Universalie (Markt) untergeordnet hat. Im dritten Schritt wird argumentiert, dass Dewey dem mit seinem Einwand, der heute als Dewey-Lippmann-Debatte bezeichnet wird, eine dualistische Position entgegengesetzt hat, mit der die Handlungsmacht des Individuum betont wird (Dewey 1927; Schudson 2008; Whipple 2005). Damit wird im vierten Schritt gezeigt, dass Baacke mit seiner metakommunikativen Erkenntnistheorie die Position von Lippmann verworfen und die Position von Dewey verwendet hat.

Damit ist die Position von Lippmann (Neoliberalismus/Marktreligion) ein problematischer gesellschaftlicher Prozess, der im Zuge der Medienkompetenzvermittlung aufzuklären ist. Die unbedachte Reproduktion von Machtverhältnissen kann dabei mit Baacke durch eine adäquate Berücksichtigung des Zukunftsoffenheitsproblems vermieden werden, etwa indem alle vorliegenden ökonomischen Vorschläge (Kapitalismus, Kommunismus, Anarchismus) nebeneinander gestellt werden. Damit kann zugleich gezeigt werden, dass es sich bei öffentlich vertretenen Behauptungen einer Überforderung der Öffentlichkeit in Demokratien durch zu viele und zu komplexe Entscheidungen (Peters 2007), einer kulturellen Sackgasse, in der sich die Menschheit befindet (Bammé 2016) oder eines durch gesellschaftliche Prozesse ausgelösten Orientierungsverlustes (Beck 1986) pointiert formuliert um eine situative Orientierungsstörung handelt, die mit Medienkompetenzvermittlung therapiert werden kann.
Audier, Serge, und Jurgen Reinhoudt. 2019. Neoliberalismus: wie alles anfing: das Walter Lippmann Kolloquium. Übersetzt von Michael Hein. Hamburg: kursbuch.edition.

Literatur

Baacke, Dieter. 1973. Kommunikation und Kompetenz: Grundlegung einer Didaktik der Kommunikation und ihrer Medien. München: Juventa-Verlag.
———. 1997. Medienpädagogik. Grundlagen der Medienkommunikation 1. Tübingen: Niemeyer.
Bammé, Arno. 2016. Geosoziologie. Gesellschaft neu denken. Marburg: Metropolis.
Beck, Ulrich. 1986. Risikogesellschaft: auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Dewey, John. 1927. The Public and Its Problems. Denver: Alan Swallow.
Lippmann, Walter. 1921. Public Opinion. Salt Lake City, UT: Project Gutenberg.
Peters, Bernhard. 2007. Der Sinn von Öffentlichkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Schudson, Michael. 2008. „The “Lippmann-Dewey Debate” and the Invention of Walter Lippmann as an Anti-Democrat 1986-1996“.
Whipple, Mark. 2005. „The Dewey-Lippmann Debate Today: Communication Distortions, Reflective Agency, and Participatory Democracy“. Sociological Theory 23 (2): 156–78. https://doi.org/10.1111/j.0735-2751.2005.00248.x.

Poster Nein

Hauptautor

Christian Swertz (Wiener Medienpädagogik)

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